Die Annahme, dass Wärmepumpen ausschließlich für Neubauten geeignet sind, ist einer der häufigsten Mythen rund um diese Technologie. Doch die Realität sieht anders aus: Wärmepumpen können auch in bestehenden Gebäuden effizient und nachhaltig eingesetzt werden – vorausgesetzt, bestimmte Rahmenbedingungen werden berücksichtigt. Dieser Artikel beleuchtet die Voraussetzungen, die Herausforderungen und die Möglichkeiten für den Einsatz von Wärmepumpen in Altbauten.
Inhaltsverzeichnis:
- Warum gelten Wärmepumpen oft als “Neubautechnologie”?
- Wärmepumpen im Altbau: Voraussetzungen und Möglichkeiten
- Fördermöglichkeiten für Altbauten
- Praxisbeispiele: Wärmepumpen im Altbau
- Häufige Herausforderungen und Lösungen
- Fazit: Wärmepumpen sind auch im Altbau sinnvoll
1. Warum gelten Wärmepumpen oft als “Neubautechnologie”?
Wärmepumpen sind von Natur aus besonders effizient, wenn sie mit Niedertemperatursystemen wie Fußbodenheizungen kombiniert werden. Diese Heizsysteme sind in Neubauten oft Standard, da die Gebäudeenergiegesetzgebung (GEG) hohe energetische Anforderungen stellt, die den Einsatz moderner Heiztechnologien fördern. Zusätzlich verfügen Neubauten über eine gute Wärmedämmung, was den Heizbedarf weiter senkt.
In Altbauten hingegen findet man häufig hohe Vorlauftemperaturen und unzureichend gedämmte Gebäudehüllen. Dies führt zu der Fehlannahme, dass Wärmepumpen hier nicht funktionieren oder unwirtschaftlich sind. Doch moderne Technik und gezielte Anpassungen widerlegen diesen Mythos.
2. Wärmepumpen im Altbau: Voraussetzungen und Möglichkeiten
1. Gebäudedämmung und Heizlast
- Dämmung: Eine gute Wärmedämmung ist der Schlüssel für die Effizienz von Wärmepumpen, da sie den Wärmeverlust reduziert. Altbauten mit schlechter Dämmung können durch einfache Maßnahmen wie den Austausch von Fenstern, die Dämmung von Dachböden oder Wänden aufgerüstet werden.
- Heizlast: Vor der Installation einer Wärmepumpe sollte die Heizlast des Gebäudes berechnet werden. Dies stellt sicher, dass die Wärmepumpe ausreichend dimensioniert ist, um den Heizbedarf zu decken.
2. Heizsystem und Vorlauftemperatur
- Anpassung des Heizsystems: Wärmepumpen arbeiten effizient, wenn die Vorlauftemperaturen unter 55 °C liegen. Radiatoren in Altbauten können durch größere Heizkörper mit niedrigeren Vorlauftemperaturen oder durch den Einbau einer Flächenheizung ersetzt werden.
- Hybridlösungen: In Altbauten, in denen hohe Vorlauftemperaturen erforderlich sind, können Wärmepumpen mit bestehenden Heizsystemen (z. B. Gasheizungen) kombiniert werden. Diese sogenannten Hybridsysteme decken die Grundlast effizient mit der Wärmepumpe ab, während Spitzenlasten von der Gasheizung übernommen werden.
3. Platzbedarf
- Außenbereich: Luft-Wasser-Wärmepumpen benötigen im Außenbereich Platz für das Außengerät. Auch in Altbauten lässt sich dies in der Regel leicht realisieren.
- Erdreich: Für Sole-Wasser-Wärmepumpen muss ausreichend Fläche für Erdsonden oder -kollektoren vorhanden sein. Diese Option ist besonders für freistehende Häuser auf größeren Grundstücken interessant.
3. Fördermöglichkeiten für Altbauten
Die Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) unterstützt den Einbau von Wärmepumpen in Bestandsgebäuden großzügig. Für Altbauten gelten teils höhere Fördersätze als für Neubauten, da hier ein größerer Sanierungsaufwand erforderlich ist.
- Förderhöhe: Bis zu 40 % der Investitionskosten, abhängig vom eingesetzten Wärmepumpentyp und der Erreichung bestimmter Effizienzklassen.
- Zusätzliche Boni: Für den Austausch alter Heizkessel oder die Kombination mit anderen erneuerbaren Energien (z. B. Solarthermie) gibt es zusätzliche Fördergelder.
Tipp: Ein zertifizierter Energieberater kann bei der Auswahl der optimalen Wärmepumpe und der Beantragung von Fördermitteln helfen.
4. Praxisbeispiele: Wärmepumpen im Altbau
1. Modernisierung eines Einfamilienhauses (Baujahr 1970)
- Maßnahmen: Dämmung der obersten Geschossdecke, Austausch der Fenster, Installation einer Luft-Wasser-Wärmepumpe.
- Ergebnis: Senkung der Heizkosten um 35 % und deutliche Reduktion des CO₂-Ausstoßes.
2. Hybridlösung in einem Mehrfamilienhaus (Baujahr 1955)
- Maßnahmen: Integration einer Wärmepumpe in das bestehende Gasheizsystem.
- Ergebnis: Einsparungen bei den Energiekosten und ein komfortabler Übergang zu erneuerbaren Energien.
5. Häufige Herausforderungen und Lösungen
1. Hohe Heizlast im Altbau
Lösung: Kombination von Dämmmaßnahmen und der Anpassung des Heizsystems.
2. Begrenzter Platz im Außenbereich
Lösung: Nutzung von Split-Geräten oder platzsparenden Kompaktwärmepumpen.
3. Investitionskosten
Lösung: Nutzung von Förderprogrammen und langfristige Betrachtung der Einsparpotenziale.
6. Fazit: Wärmepumpen sind auch im Altbau sinnvoll
Der Mythos, dass Wärmepumpen nur in Neubauten sinnvoll sind, basiert auf veralteten Annahmen. Mit den richtigen Maßnahmen und einer individuellen Planung können Wärmepumpen auch in Bestandsgebäuden effizient eingesetzt werden. Langfristig profitieren Hausbesitzer nicht nur von niedrigeren Energiekosten, sondern leisten auch einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz.
Quellen:
- Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) – Informationen zur Bundesförderung für effiziente Gebäude.
- Deutsche Energie-Agentur (dena) – Leitfaden für energieeffizientes Sanieren.
- BAFA – Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle – Fördermöglichkeiten für erneuerbare Energien.